Die Idee

Durch genaues Beobachten, durch verschiedene thematische und chronologische Inventare, mittels abbildender Karten und Grafiken, durch das grundsätzliche Einbinden der Anwohner, Nutzer und Passanten des Gebiets in und um die Kurfürstenstraße bildet sich über die Zeit eine umfangreiche Sammlung – der Kosmos Kurfürstenstraße – der Abbildung, Einleitung und Erläuterung finden soll.

 

Das Langzeit-Projekt „Kosmos Kurfürstenstraße“ ist an den „Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“ von Alexander von Humboldt angelegt und soll Humboldts und Benjamins Vorgehensweise im lokalen Handeln vereinen. Unternommen wird das Projekt von einem Kooperationsteam aus articipate! (Andreas Sternberg, Anda Kasumaj und Annabelle Haecker) sowie der Bürogemeinschaft für Stadtangelegenheiten Sankt Urban Berlin (Karsten Michael Drohsel und Sebastian Strombach). Weitere Partner werden im weiteren Verlauf nominiert.

Ziel des Projekts ist es ein Netzwerk der Anrainer des Quartiers Kurfürstenstraße aufzubauen, Initiativen zu aktivieren, die Geschichte sowie Geschichten der Straße und des Kiezes offenzulegen und diese mit den Orten in der Stadt zu verknüpfen. Im Verlauf wird vielfältiges Material gesammelt und entstehen, das als Fundus für lokale Projekte wie Interventionen, Formate und Diskurse dienen kann, aber auch als Ausgangsmaterial für spezielle Spaziergänge, Texte oder urbane Spiele, innerhalb deren reale Orte mit Bedeutung versehen werden und vor Ort die individuelle Geschichte sowie die dazugehörigen Geschichten für andere erlebbar gemacht werden kann. Denkbar ist auch das von articipate! angeschobene Projekt „Museumsstücke in die Stadt tragen“ weiterzuentwickeln es zu rahmen und mit neuen Methoden zu bereichern.

Das genaue Ziel ist jedoch erstmal unklar, doch die Reise in den „Kosmos Kurfürstenstraße“ hat bereits begonnen: mit einem Auftaktspaziergang von Sebastian Strombach mit dem Titel „Auf der Schwelle von Benjamin“.

 

Das nächste Projekt wird eine Reihe von performativen Anleitungen zur individuellen Begehung des Quartiers sein sowie eine Serie von urbanen Spielen, die erste Produkte aus der Sammlung von lokalen Daten, Informationen und Wissen sein werden.

 

 

Walter Benjamin

Der Begriff der „Konstellationen“ verweist auf den wohl bekanntesten Anrainer der Kurfürstenstraße – Walter Benjamin, der seine Kindheit zwischen Tiergarten und Bülowstraße und zwischen Lützowplatz und Anhalter Bahnhof verbracht hat. Eines der lebendigsten Zeugnisse seiner Zeit, das bis heute noch als Reiseführer durch das Quartier genutzt werden kann, ist sein Buch „Berliner Kindheit um 1900“. In diesen Erinnerungen beschreibt er neben vielen Objekten und Personen, die eine wichtige Rolle in Benjamins frühen Jahren einnahmen, auch Orte, an denen er Erfahrungen machte und später Erinnerungen an diese festmachte.

Einige der Sozialfiguren, die Benjamin in unterschiedlichen Kontexten auftreten und seine eigene sowie die Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts, des Verlusts der „Welt von Gestern“, wie es Stephan Zweig genannt hat, aber auch die aufkommende Moderne erzählen lässt, sind heute noch entlang der Kurfürsten- oder in den umgeben Straßen zu finden und auch heute noch lässt sich mit diesen Stellvertretern, zeitgemäßer ausgedrückt würde man vielleicht von Characters sprechen, ein Totalereignis erschließen und die Geschichte unserer Zeit schreiben.